Annatina Graf

2005 «orten. Werke des Kunstmuseums Solothurn im Dialog»

Titel
2005 «orten. Werke des Kunstmuseums Solothurn im Dialog»
Datum
20. August 2005 - 6. November 2005
Adresse
Kunstmuseum Solothurn, Werkhofstrasse 4, 4500 Solothurn
Beschreibung

Anlass der Ausstellung ist das Erscheinen des neuen Bandes zur Sammlung des Kunstmuesuems Solothurn in der Buchreihe Museen der Schweiz, herausgegeben von der Gruppe BNP Paribas Schweiz und dem Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft, Zürich.

Unter dem Titel orten wird die Sammlung in sämtlichen Sälen des Parterre und des Ersten Stockes neu gehängt. Von Raum zu Raum entstehen unterschiedliche Orte, die sich nach Themen und Stimmmungen unterscheiden. Die übliche Chronologie von Epochen und Stiilen wird weitgehend aufgegeben. Im Zentrum stehen stattdessen Motive und Motivationen, Inhalte und Haltungen. Die Nachbarschaften von kunsthistorischen und aktuellen Positionen erhellen die Konstanz wiederkehrender Themen.

Die Exponate der Sammlung werden erweitert durch Interventionen von H.R. Fricker (*1947), Annatina Graf (*1965), San Keller (*1971) und Željka Marušić / Andreas Helbling (*1967/*1967).
Mit ihren Installationen und Videos beziehen sie sich nicht nur auf die Sammlung, sondern auch auf Geschichte, Architektur und Publikum des Kunstmuseums Solothurn. Während Annatina Graf mit ihren Video-Interviews die Bilder der Sammlung gleichsam zum Sprechen bringt, nimmt San Keller Bezug auf die neoklassizistische Repräsentations-Architektur des Museums. Željka Marušić/Andreas Helbling setzen Videoskulpturen mit einzelnen Sammlungs-Bildern in einen Dialog, in dem sich Heimat und Fremde begegnen.
Befinden sich die genannten Interventionen in und am Museum, erweitert H.R. Fricker den Ausstellungsraum seiner Verortungen sogar in den Stadtraum. Ausgewählte Gassen der Solothurner Altstadt versetzt er während der gesamten Ausstellungsdauer in ein Wechselbad: Seine Orte-Schilder ergänzen die bestehenden Gassennamen mit neuen, suggestiven Zuschreibungen. Sie erinnern daran, dass nich nur die Bilder einer Sammllung, sondern alltägliche Seh-Erfahrungen vor Ort wechselnde Interpretationenen und Einsichten motivieren können.

Porträts, 2005
«Im Porträtsaal vereinigt Annatina Graf die wichtigsten Bildnisse aus der Sammlung des Kunstmuseums mit interaktiven Interviews von Persönlichkeiten, die dem Museum nahe stehen. Die Solothurner Künstlerin bringt mit ihren Porträts (2005) die Bilder der Sammlung gleichsam zum Sprechen. Die Konfrontation der beiden Medien Malerei und Video lässt in der Imagination des Betrachters nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Vergangenheit als sehr lebendig erscheinen. Die Geschichte der Sammlung, der Beziehungen zwischen Sammlern, Künstlern und dem Publikum wird plötzlich belebt und greifbar. Die Arbeit wird im Dialog mit den Sammlungsbildern zu einer Reflexion über Zeitlichkeit und Zeitlosikgkeit.»

Sabine Rusterholz, Kunsthistorikerin, Zürich

Die Porträts, die nach dem Ankauf für unsere Sammlung auch künftig zwingend mit gemalten Bildnissen unseres Museum als Installation präsentiert werden sollen, unterstreichen in schlagender Weise die Paradoxie des Bildes zwischen simultaner Wirkung und sukzessiver Entstehung rsp. Wahrnehmung. Obwohl auch die gemalten Bilder nicht «auf einen Blick» entstanden sind, können wir die meisten auf einen Blick wahrnehmen. Annatina Grafs filmischen Porträts dagegen können wir, sehend und hörend, während neun, ja zuweilen vierzehn Minuten mit Faszination folgen - ohne dass wir uns je von ihnen abwenden wollten. Auf den ersten Blick (und hier zeigt sich eine zweite Paradoxie) wirken jedoch auch Grafs Bildnisse wie «stills», sind die Filme doch in ihrem Ruhe-Status auf ein minimales Mass von Bewegung verlangsamt. Erst ein Tastendruck setzt sie in normale Geschwindigkeit; und erst das Aufsetzen der Kopfhörer lässt uns das Erzählte auch hören. So können uns Grafs Porträts letztlich dazu motivieren, nicht nur vor den filmischen, sondern auch vor den gemalten Bildnissen länger zu verweilen, um ihre «Geschichten» zu vernehmen, in den Blicken der Dargestellten zu lesen. Denn auch die Gemälde sind - wie die Erinnerung - ein aus vielen Einzeleindrücken geronnenes Bild. Das Verweilen ermöglicht gleichsam eine «Verflüssigung», einen Strom von Assoziationen.

Christoph Vögele, Kurator Kunstmuseum Solothurn, in:
«Die Erinnerung als Lieblingsbild» - Zu Annatina Grafs Videoinstallation <Porträts> (2005). Anlässlich der Ausstellung <Son et lumière - Videokunst aus der Sammlung des Kunstmuseum Solothurn.

Partizipierende
  • Institution:
  • Kunstmuseum Solothurn
  • Künstler:in:
  • Hans-Ruedi Fricker
  • Zeljka Marusic / Andreas Helbling
  • Annatina Graf
  • San Keller
  • Kurator:in:
  • Christoph Vögele
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