Annatina Graf

«Was die einheimischen Kunstschaffenden bewegt», Südostschweiz, 09.12.2023.

Titel
«Was die einheimischen Kunstschaffenden bewegt», Südostschweiz, 09.12.2023.
Datum
8. Dezember 2023
Beschreibung

Was die einheimischen Kunstschaffenden bewegt

Persönliche Erlebnisse und die Natur sind Schwerpunkte der Bündner Künstlerinnen und Künstler in der diesjährigen «Jahresausstellung».

Maya Höneisen

Er lasse sich immer wieder gerne überraschen von der Vielfalt des hiesigen Kunstschaffens, erklärt Damian Jurt, Kurator der diesjährigen «Jahresausstellung der Bündner Künstlerinnen und Künstler». 47 Positionen sind in einer breiten Vielfalt aktuell im Bündner Kunstmuseum in Chur zu sehen. Zwei davon sind Kollektivarbeiten. Viele der Werke seien sehr persönliche Auseinandersetzungen, so etwa zu Kindheit, Fruchtbarkeit, der eigenen Identität und Geschlechterrollen, so Jurt.

So greift Annatina Graf in ihrer Arbeit «Weinende Männer, wütende Frauen» auf die Farben Rot und Blau zurück. Die Künstlerin dreht die geschlechterspezifische Zuordnung der beiden Farben um. Männer und Frauen verlassen tradierte Rollen. Mit Blaulasuren bricht sie den eindeutigen roten Grund.

Die Domleschger Künstlerin Bianca Barandun konzentriert sich in ihrer Arbeit «Silos I» auf die Verbalisierung der Erinnerungen. In Interviews fragte sie Freunde und Verwandte nach den visuellen Aspekten ihrer Erinnerungen, so etwa die Formen und Farben, die sie sahen. Sie dienten der Künstlerin für die Gestaltung ihres Werks. Auf den grossformatigen Bildern aus Keramik und Pigment werden sie als fein strukturierte Formen sichtbar.

Ein Wiedersehen gibt es mit Ester Vonplon. Grosses Thema dieser Künstlerin ist die Natur. Unter dem Titel «Il uaul» zeigt sie Fotografien aus dem Wald. Die gewollt gesetzte Unschärfe soll die Natur festhalten, solange es sie noch gibt. Ebenfalls der Natur gewidmet ist das Werk von Mirko Baselgia. Die kreisrunde Gipsarbeit zeigt Fragmente von Bienenkörpern. Baselgia, der sich konsequent mit der Natur auseinandersetzt, nennt sein Werk «Antapuda IV fragments of a dreamlike illusion». Eine malerische, atmosphärische Landschaft mit dem Titel «Silenzio» ist von Stefan Rüesch zu sehen. Tritt man näher, wird die Landschaft zu streng geometrischen Linien. Die Harmonie löst sich in Tausende von Pixeln auf. Rüesch arbeitet mit Millimeterpapier. So überträgt er die Pixel jeweils auf die Leinwand. Ein Verfahren, das sich in seiner Malerei im Laufe der Jahre entwickelt hat.

Den Kontrast zur harmonischen Landschaft Rüeschs gibt das gegenüber hängende Werk von Gian Häne. In seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit der Landschaft präsentiert er eine expressive, skizzenhaft mit Tusche auf Papier festgehaltene Natur.