2001 «Rot des Feuers, der Glut, der Sinne»
Annatina Graf. Feuerkörper. Fotografie. 2001.
Rot des Feuers, der Glut, der Sinne
Die Ausstellung von Annatina Graf im Spritzenhaus Nidau wehrt dem Feuer nicht, sondern schürt es. Die Glut des Körpers ist ihr Thema. Samstag (28.4.) um 11 Uhr ist Vernissage mit Performance.
azw. Es sind Künstlerinnen wie Pipilotti Rist, die ihren Geschlechtsgenossinnen in den 90er Jahren Mut machten, den sinnlichen Körper als lustvolles künstlerisches Thema nicht länger zu tabuisieren. Eine davon ist die in Solothurn lebende Bündnerin Annatina Graf (1965). In der Reihe künstlerischer Interventionen im Spritzenhaus in Nidau zeigt sie Körper und Feuer als Schmelztigel der Sinne in Form von Malerei, Fotografie und digitaler Projektion.
Hätte die Künstlerin gewagt die Formate zu verdoppeln, es wäre ein rotglühender Raum-Körper geworden mit züngelnder, aber keineswegs zügelloser Energie vom Boden bis zur Decke. Die Zugeständnisse an Ästhetik und sittsame Normalmasse verhindern nicht die Fantasie, ersparen der Feuerwehr aber erhöhte Alarmbereitschaft für ihr altes Magazin. Und so ist der Auftritt von Annatina Graf eher eine Ausstellung als eine Intervention; mit dem Motiv des Feuers thematisch freilich auf den Ort hin konzipiert.
Vom Pinsel zu den Pixeln
Eigentlich versteht sich Annatina Graf als Malerin und ist auch bisher, mit Ausnahme von Grafiken, stets mit Malerei in Erscheinung getreten. Ein 12teiliger Block in die Monochromie zurückgenommener Bilder mit wenigen Körper-Schattierungen zeugt davon. Doch eines Tages entdeckte Graf eine Digitalkamera mit schwenkbarem Objektiv, das es erlaubt, den eigenen Körper direkt ins Bild zu bringen. Eine Methode, die Hannah Villiger (1951-1997) seinerzeit mit ihren Körperpolas erstmals ins Zentrum rückte. Für Graf ist das Körperbild jedoch nur Anfang, eine Art Modell für die «Malerei» am PC. Hier übergiesst sie die Körperfragmente mit Feuer(bildern), lädt sie rot auf und bereitet sie für die Rückführung in die Fotografie vor, die schliesslich auf Alu aufgezogen zum Ausstellungsobjekt wird.
Es sind die Digital-Projektionen von der Decke auf den Boden, welche der Ausstellung als Inszenierung das Besondere vermitteln. Die Bilder beruhen auf denselben Vorlagen wie die Fotografien, somit kein Video-Feuer, das die Bilder «brennen» liesse. Doch die Erscheinung auf dem Boden verändert die Wahrnehmung. Die Füsse sind angesprochen, es ist als müsste man sie durch den Körper hinauf zum Gehirn weiterleiten. Und das ist, vom Thema her naheliegend, die Absicht der Künstlerin.